Dr. Elisabeth Kludas vom Mennonitischen Geschichtsverein referierte online beim Roland zu Dortmund
Am 8. April 2025 hatten wir das Vergnügen, einen faszinierenden Vortrag von Elisabeth Kludas über David Möllinger zu hören. Als Mitglied des Beirats für Familienforschung im mennonitischen Geschichtsverein teilte sie ihr umfangreiches Wissen über den sogenannten "Vater des pfälzischen Ackerbaus" mit uns.
Von Nancy Myers und Claude AI
Die mennonitische Glaubensgemeinschaft
Zu Beginn gab Frau Kludas einen kurzen Überblick über die Geschichte der Mennoniten, die in diesem Jahr ihr 500-jähriges Jubiläum feiern. Als Teil der Täuferbewegung entstanden sie parallel zu den Reformationsbewegungen von Luther, Zwingli und Calvin. Die erste Glaubenstaufe fand 1525 in Zürich statt, und 1527 wurden in den Schleitheimer Artikeln wichtige Grundsätze festgelegt:
Keine Kindertaufe Kein Eid Kein Kriegsdienst Absonderung von der Welt Die Gemeinde wählt ihre eigenen Prediger und Ältesten
Diese Grundsätze führten zu Verfolgungen durch die Obrigkeit. Auf dem Reichstag zu Speyer 1529 wurde festgelegt, dass Wiedertäufer mit dem Tod bestraft werden sollten. Dies führte zu mehreren Auswanderungswellen aus der Schweiz zwischen 1630 und 1720, unter anderem ins Elsass, in den Kraichgau und in die Pfalz.

Die Familie Möllinger Die Geschichte der Familie Möllinger beginnt mit Ulrich Möllinger, der um 1630 im Kanton Bern geboren wurde und vor 1660 ins rheinische Guntersblum kam, wo er ein Hofgut der Grafen von Leiningen pachtete. Sein Sohn Vinzenz (1668-1748), der Vater von David, heiratete 1692 Veronika Meili und knüpfte damit wichtige Verbindungen zu Täuferfamilien im Kraichgau.
David Möllinger wurde am 24. Januar 1709 in Dühren bei Sinsheim geboren. Nach mehreren Umzügen mit seiner Familie erwarb er 1744 ein Anwesen in Monsheim bei Worms. Dort entwickelte er sich zu einem innovativen Landwirt und erfolgreichen Geschäftsmann.
David Möllingers Innovationen und Erfolge
Als landwirtschaftlicher Pionier führte David Möllinger zahlreiche Neuerungen ein:
Er betrieb nicht nur Ackerbau, sondern auch eine Brauerei, eine Schnapsbrennerei und eine Essigfabrik 1750 soll er als erster Bauer überhaupt Schnaps aus Kartoffeln gebrannt haben Er nutzte die Abfälle als Nassfutter zur Tiermast Er führte die Kalkdüngung und Jauchedüngung in der Region ein Er baute Esparsetten (eine Kleeart) zur Gründüngung und Fütterung an
Seine fortschrittliche Bewirtschaftungsmethode ermöglichte den Verzicht auf das Brachjahr
Besonders bemerkenswert war seine strukturierte Arbeitsorganisation und schriftliche Buchführung - damals absolute Neuerungen in der Landwirtschaft. David Möllinger wurde zu einer Berühmtheit seiner Zeit, was sein Gästebuch mit über 350 Einträgen von Besuchern aus verschiedensten Kreisen belegt.
Das familiäre Netzwerk Typisch für mennonitische Familien war auch bei den Möllingers das ausgeprägte Netzwerk. Davids Brüder Jakob und Joseph waren erfolgreiche Uhrmacher (Jakob wurde sogar Hofuhrmacher des pfälzischen Kurfürsten), während sein Bruder Martin Branntweinbrenner wurde. Seine Kinder und Schwiegerkinder bauten dieses Netzwerk weiter aus und gründeten gemeinsam unter anderem eine Gerberei.
David Möllinger starb am 24. Mai 1787 in Monsheim. Sein Sohn Christian führte sein Lebenswerk fort und stellte später der Mennonitengemeinde Kriegsheim ein Grundstück für den Bau einer neuen Kirche in Monsheim zur Verfügung, die 1818-1820 errichtet wurde.
Bedeutung für die Genealogie
Der Vortrag zeigte eindrucksvoll, wie wichtig wirtschaftliche und religiöse Netzwerke für den Erfolg von Familien waren. Die Geschichte der Möllingers ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Familienforschung nicht nur verwandtschaftliche Beziehungen, sondern auch wirtschaftliche, soziale und religiöse Zusammenhänge beleuchten kann.
Als Familienforscherinnen und -forscher können wir von solchen Beispielen lernen, über die bloße Sammlung von Namen und Daten hinauszublicken und den historischen Kontext sowie die Lebensumstände unserer Vorfahren zu berücksichtigen.
Die mennonitische Gemeinde in Monsheim besteht übrigens bis heute und hat laut der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland 89 Mitglieder.
Kontakt zur Referentin Frau Dr. Elisabeth Kludas: elisabeth.kludas@t-online.de