Neue Roland-Forschungshilfe „Hanse.Quellen.Lesen!“ jetzt online

Ein Citizen-Science-Projekt zum Mitmachen

Ziel des 2020 von der Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums (FGHO) in Kooperation mit dem Archiv der Hansestadt Lübeck gegründeten Citizen-Science-Projekts „Hanse.Quellen.Lesen!“ ist die Transkription historischer Dokumente zur hansischen Geschichte des 16. und 17. Jahrhunderts. Unser Roland-Mitglied Inga Guttzeit hat dazu nun eine Forschungshilfe erstellt, die nicht nur den an diesem Projekt Beteiligten, sondern allen, die sich für die Geschichte der Hanse interessieren, eine nützliche Hilfe sein kann.

Von Heiko Hungerige

Die Hanse war eine Vereinigung überwiegend norddeutscher Kaufleute, „deren Ziel die Sicherheit der Überfahrt und die Vertretung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen besonders im Ausland war“ (Wikipedia). Sie bestand ungefähr zwischen der Mitte des 12. und der Mitte des 17. Jahrhunderts. Zu den bekannteren Hansestädten gehörten unter anderem Bremen, Danzig, Greifswald, Hamburg, Lübeck, Münster, Reval, Riga, Rostock, Stralsund, Wismar und – vielleicht etwas überraschend – seit dem 13. Jahrhundert auch Dortmund.

Lübeck im 17. Jahrhundert.  Die Abbildung stammt von Matthäus Merian dem Älteren. (Bildquelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei)

Schwerpunkt des Citizen-Science-Projekts „Hanse.Quellen.Lesen!“ ist die Spätzeit der Hanse, also Quellen des 16. und 17. Jahrhunderts. Die bisher transkribierten Dokumente stehen allen Interessierten auf der Homepage der FGHO zur Verfügung.

Seit November 2024 ist das Projekt „Trave-Wrack“ hinzugekommen. In Kooperation mit der FGHO, dem Archiv der Hansestadt Lübeck und dem Bereich Archäologie und Denkmalpflege unter der Leitung des Wasserarchäologen Dr. Felix Rösch, werden die Akten des 1655 in Lübeck gegründeten Seegerichts transkribiert und erforscht. Das Schiff ist ca. 1655 mit einer Ladung von ca. 160 Fässern Branntkalk in der Travemünder Bucht mutmaßlich wegen eines Feuers an Bord gesunken. In den Seegerichtsakten wird nach dem Reeder, dem Namen des Schiffes und dem Schiffstyp gesucht. In der Presse wurde mehrfach darüber berichtet.

Rezess zur Allgemeinen Versammlung der Hansestädte zu Lübeck, 3. Exemplar (1618-05-13, AHL - Hanseatica 224a) - Page 2, Ausschnitt.

Eine große Hilfe ist dabei „Transkribus“, „eine Plattform zur Texterkennung, Layout-Analyse und Strukturerkennung von historischen Dokumenten“ (Wikipedia) – ein Tool, das viele Organisationen wie CompGen, die University of Cambridge und viele andere als Genossenschaftsmitglieder unterstützen.

Inga Guttzeit ist an der Transkription der Seegerichtsakten mitbeteiligt: "Für mich ist das so ein bisschen wie bei Sherlock Holmes", berichtet sie in einem Interview (NDR, 10.01.2025, online). "Ich versuche die Texte dann immer wieder zu lesen, auch mal einen Tag liegen zu lassen. Dann erschließt sich für mich immer mehr die Bedeutung."

Das Projekt „Hanse.Quellen.Lesen!“ ist Teil der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Citizen-Science-Plattform mit:forschen! Gemeinsam Wissen schaffen, wo Projekte präsentiert werden, „in denen Bürger*innen gemeinsam mit Wissenschaftler*innen zu verschiedenen Themen forschen können“ (Zitat von der Homepage).

Dr. Angela Ling Huang, seit 2017 Leiterin der Forschungsstelle für die  Geschichte der Hanse und des Ostseeraums am Europäischen Hansemuseum, erläutert diese Zusammenarbeit in der Projektbeschreibung so: „Mithilfe von Bürger*innen als Citizen Scientists wollen wir Bestände erschließen, die bisher aufgrund der Materialmenge unerschlossen bleiben mussten. Die Dokumente werden hierzu mit Hilfe des Tools “Transkribus“ aufbereitet und über eine Website zur Transkription zur Verfügung gestellt. Teilnehmen kann man ganz bequem von Zuhause aus. Benötigt werden lediglich ein Computer mit Internetzugang, Grundkenntnisse im Lesen von Handschriften des 16. und 17. Jh.s und Lust am Entziffern. Die Texte sind in Mittelniederdeutsch oder Hochdeutsch verfasst. Die Dokumente werden gemeinsam transkribiert, d. h. alle Teilnehmer*innen arbeiten an derselben Transkription. Nicht nur die erste Entzifferung ist entscheidend, auch Korrekturlesen bestehender Transkriptionen ist wertvoll. Transkriptionsrichtlinien sowie eine detaillierte Anleitung zur Teilnahme stellen wir auf der Projekthomepage der FGHO bereit, wo auch eine Diskussionsplattform für Fragen und den Austausch der Teilnehmer*innen zu finden ist.“

Die vorliegende Forschungshilfe enthält Literaturhinweise und Links zu den Themen Wörterbücher und Lexika, juristisches und nautisches Latein, Abkürzungen (Abbreviaturen), Ortslexika, Alte Mess- und Währungssysteme, den Hansischen Geschichtsverein, Seerecht, Schiffbau sowie Handels- und Sozialgeschichte.

Sie erscheint als Heft 19 der Schriftenreihe „Hilfen für die Familiengeschichtsforschung“ des Roland zu Dortmund e.V. und kann hier heruntergeladen werden:

Alle weiteren Hefte dieser Reihe können hier heruntergeladen werden (jeweils auf den (roten) Titel klicken):