Ein kleiner Beitrag zur „Theoretischen Genealogie“
„Ahnenimplex? OK, kenne ich … Aber Nachfahrenimplex? Gibt es den denn überhaupt?“ -
Diese Frage wird nicht selten gestellt. Die Antwort ist einfach: Ja, den gibt es tatsächlich. Und er ist genauso aus logischen Gründen notwendig wie der bekanntere „Ahnenschwund“. Weert Meyer beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit diesem oft unbeachteten Phänomen und hat für den Roland zu Dortmund eine Forschungshilfe (Heft 17, 37 S.) zu dieser Thematik geschrieben, die ab sofort auf unserer Homepage als pdf-Dokument heruntergeladen werden kann.
Von Heiko Hungerige
Ahnenimplex tritt früher oder später in jeder Ahnentafel auf, sofern die Vorfahrenlinien ausreichend weit zurück erforscht sind. Ursache dafür sind Verwandtenehen unter den Vorfahren. Verfolgt man die Vorfahrenlinien dieser miteinander verwandten Eheleute weiter zurück, stößt man immer auf zwei (oder mehr) Geschwister (sog. „Ahnengeschwister“), deren Eltern in der Ahnentafel des oder der Probanden/-in dann doppelt (oder mehrfach) auftreten (Mehrfachahnen, „primärer Ahnenimplex“).
Weniger bekannt als der Ahnenimplex ist der Nachfahrenimplex. Was damit gemeint ist, macht ein Blick auf die Grafik sofort deutlich: Der Proband mit der Ahnennummer (AN) 1 hat unter seinen Vorfahren in der 3. Ahnengeneration zwei Geschwister (die „Ahnengeschwister“ 10 und 13).
In der Ahnentafel des Probanden erscheint nun der Stamm-Vater mit den Ahnennummern 20 und 26 (und natürlich auch die nicht eingezeichnete Stamm-Mutter mit den Ahnennummern 21 und 27) doppelt (Ahnenimplex).
In der Nachfahrentafel der Stammeltern erscheinen wiederum der Proband (1) und dessen Eltern (2 und 3) doppelt (Nachfahrenimplex). Ahnen- und Nachfahrenimplex sind also sozusagen zwei Seiten einer Medaille.
Weert Meyer geht in dieser Forschungshilfe ausführlich auf diese spannende Thematik und die damit einhergehenden Probleme ein. Er geht dabei der grundsätzlichen Frage nach, wie sich „Verwandtschaft“ quantifizieren lässt, wie also verwandtschaftliche Beziehungen „messbar“ gemacht werden können. Grundlage hierfür ist die in den 1950er-Jahren entwickelte Quantitative Genealogie von Siegfried Rösch (1899 – 1984). Mit ihrer Hilfe ist es nicht nur möglich, verschiedene Ahnentafeln hinsichtlich einiger genealogisch-statistischer Kennwerte miteinander zu vergleichen, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Struktur der eigenen Ahnentafel zu entwickeln. Veranschaulicht werden diese oft komplexen Zusammenhänge durch mehrere Beispiele aus der eigenen Familienforschung des Autors.
Das neue Heft kann direkt hier als pdf-Dokument heruntergeladen werden:
Die weiteren Hefte unserer Reihe „Hilfen zur Familiengeschichtsforschung“ können hier heruntergeladen werden:
Wer Interesse hat, selbst eine „Forschungshilfe“ zu unserer Heftreihe beizusteuern (z.B. zum eigenen genealogischen Forschungsgebiet), kann sich gerne beim Vorstand des Roland zu Dortmund melden.